Wie Sie
sehen, treffen Ihre Befürchtungen in Ihrem Brief an uns nicht zu. Wir
veröffentlich durchaus – wie Sie es formulieren – „kritische“ Beiträge und fügen hinzu: „Kritisch plus konstruktiv“ wären uns noch lieber gewesen … Aber
das wird/kann noch werden. …
Genossenschaften
„schön zu reden“, wäre so ziemlich das „Dümmste“, was man tun sollte, denn
„Genossenschaften“ sind lediglich eine „Hülle“
bzw. Rechtsform, wie eine AG oder GmbH auch. Kein Mensch käme auf die Idee,
zu meinen, dass die gewählte Rechtsform
irgendetwas mit dem angestrebten Unternehmenserfolg zu tun haben könnte. Die
gewählte „Hülle“ sollte allerdings auch nicht behindern. …
Auch käme
niemand auf die Idee, einen „GmbH-Verband“ eine besondere Bedeutung
beizumessen. Diese – z.B. (Lobby-) Aufgaben – übernehmen
„Wirtschaftsverbände“, oftmals auch Kammern. Und wenn es um wirtschaftliche
Angelegenheiten geht – was zu vermuten ist bei Unternehmen, unabhängig von
ihrer Rechtsform – dann spricht man – falls das nützlich sein könnte - natürlich
mit Abgeordneten, die für den Bereich Wirtschaft zuständig sind, um den es
gerade geht. …
Bei
Genossenschaften – vor allem deren Verbänden – scheint diese Sicht noch nicht
besonders gut ausgeprägt zu sein, außer bei Banken und Wohnungsbau, denn
diese „unterhalten“ sich lieber über Rechtsfragen …
Kommen
wir zurück auf Ihre Kritik. …
Lassen
Sie uns in zwei – fiktive –
Gründungssituationen „einsteigen“. Nehmen wir dazu – um es für Sie
einfacher zu machen – an, dass es sich in beiden Fällen um Initiativen von Studenten Ihrer
Universität handelt:
- Die Gruppe 1 – bestehend im Kern aus
5 Studenten - überlegt sich, gemeinsam ein Unternehmen zu initiieren,
z.B. ein Beratungsunternehmen für „Stopp
den Absentismus“. Sie finden es als eine „Geniale Geschäftsidee“,
denn das „Kranksein aus Frust“
verursacht für Unternehmen und Krankenkassen „Millionen-Kosten“, Jahr
für Jahr. Und genau dazu haben Sie jetzt den „wirksamen Weg schlechthin“
gefunden. Ihre potenziellen Kunden sind schnell definiert: Unternehmen
mit hohen „Krankheits-Ständen“ (vor allem Montags) und die
Krankenkassen, die bei längeren Abwesenheitszeiten „einspringen“ müssen.
- Die Gruppe 2. Sie besteht aus 2 Studenten ihrer
Hochschule (Fachbereich Wirtschaft), 2 Studenten aus einer
Fachhochschule für Technik (150 Km von Ihrer Uni entfernt – alle
männlich). Außerdem kommen hinzu 3 Mädchen, die in einem
Handwerksbetrieb Facharbeiterinnen
für Holztechnik sind. Die drei Frauen arbeiten in einer großen
Tischlerei, die wiederum ca. 100 Km von beiden Hochschulen entfernt
liegt. Alle – also 7 Personen - haben sich im letzten Urlaub gut
befreundet. Das Problem der Frauen: Ihre Arbeitsplätze sind vakant, denn
es gibt keinen Unternehmensnachfolger.
Der Tischlermeister scheint gezwungen, den Betrieb „aufzugeben“. Das
sehen – zumindest die Frauen und 2 Studenten - völlig anders. 2
Studenten sind jedoch unschlüssig, denn als „umweltbewusste“ Menschen,
gefällt ihnen einiges nicht, womit die Tischlerei derzeit arbeitet, z.B.
beim Holzschutz. …
Na, wie wäre dazu Ihre Lösung?
Wir
wollen gern einige Impulse für Ihre – hoffentlich intensive Diskussion
miteinander – geben …
Fall-Beispiel A.
Bei Fall
A. sieht alles wirklich recht einfach aus, sofern Konsens über den
„Markteintritt“ besteht und jeder die Rolle findet, bei der er oder sie sich
„angesprochen“ fühlen. Das Startkapital wäre überschaubar und man kann
bereits zeitnah an eine Umsetzung denken. …
Viel
spricht dafür, dass jede Person (zunächst) prüft, ob sie (freiberuflich)
selbständig mitwirkt und man sich insgesamt mittels einer gemeinsamen Firma
am „Markt“ präsentiert. Dann könnte man eine Genossenschaft gründen und
bestellt – was durchaus (theoretisch) möglich wäre – 5 Vorstände. Problem
dabei: Man müsste weitere Personen einbeziehen, denn eine solche
Genossenschaft benötigt zwar keinen Aufsichtsrat, aber eine/
Bevollmächtigte/n der Generalversammlung, was natürlich nicht ein Vorstand
sein kann/sollte/dürfte? Man ist unter sich und wird deshalb eine
Lösung finden, die alle zufriedenstellt – zumindest solange, wie das TEAM
wirklich sich als TEAM versteht. Natürlich gibt es für diesen Fall eine „genossenschaftliche Lösung“, die wir
hier nicht weiter thematisieren wollen …
Etwas
„komplizierter“ sieht die Lösung aus, wenn man das Thema
„Sozialversicherungspflicht“ intelligent berücksichtigen will bzw. muss …
Wenn
alle „Teilhaber“ in allen wesentlichen – personellen und unternehmensbezogenen
Fragen synchron sind, würden die Gründung einer „Beratungs-Genossenschaft“ die einfachste „Lösungs-Form“ sein.
Wir
erinnern Sie – rein vorsorglich – an Ihre Kritik. Genossenschaften sind „nur“
die Rechtsform, nicht das Unternehmen an sich …
Insoweit
können wir Ihre Kritik an der „Politik“ von Genossenschaftsverbänden gut
nachvollziehen, denn von dort können Sie kaum wirklich Wichtiges für den genossenschaftlichen Unternehmenserfolg
erfahren. Bedauerlich auch, dass dieses (kooperativen) Geschäftsfeld erst
wenige Unternehmensberater für
sich entdeckt haben …
Fall-Beispiel B.
Um zu
dieser Situation einen sinnvollen Beitrag leisten zu können, muss es – im
Vorstadium - zu intensiven Begegnungen
zwischen allen potenziell beteiligten Personen kommen. Die Mitwirkung eines
„sachverständigen“, und neutralen Coachs
wäre sicherlich angebracht, auch wenn das etwas „Geldeinsatz“ erfordern
könnte. …
Die
Biographie aller Beteiligten ist höchst unterschiedlich, sodass auch die
Erwartungen unterschiedlich, divergent oder gar sachfremd sein könnten, wahrscheinlich
sogar, eher sein werden. ….
Wir
würden uns ungern ähnlichen Vorwürfen aussetzen wollen, dass das „kooperative
Niveau“ von Genossenschaften – zumindest die, die Sie selbst beurteilt haben
– nicht über „Grundschul-Maßstäbe“ hinausgeht. Das würden wir aber vermutlich
tun, wenn wir – quasi vom „grünen
Tisch“ - aus „Handlungsempfehlungen geben würden.
Lassen
wir hier auch mal die „Feinheiten“ beiseite, wie z.B. die Frage zu stellen,
welche „Vergleichsmaßstäbe“ Sie bei Ihren Untersuchungen in Genossenschaften nutzten.
Tatsache ist, dass bisher so etwas wie
„Handreichungen für Manager in Genossenschaften“ nicht wirklich
vorgelegt wurde (zumindest ist uns keine bekannt). Auch ist uns nicht bekannt, dass es andere
Veröffentlichungen oder Untersuchungen gäbe, die sich mit diesem Thema lösungsorientiert
auseinander gesetzt hätten.
Man
scheint – in der Tat – im Coop-Bereich - so zu tun, als würde problemlos Management-Konzeptionen von/für „Konkurrenz-Unternehmen“ auf „Kooperations-Unternehmens“
zu übertragen sein.
Wer eine
solcher Idee anhängt, hat wirklich „Kooperation“ nicht verstanden und tut
auch Genossenschaften keinen Gefallen, weil damit – um nur ein Beispiel zu
nennen – die wichtigste Erfolgs-Basis
jeder Kooperation, die „WIR-KRAFT-VORTEILE“ - leichtfertig und unnötig - verspielt
werden. …
Auf
einen weiteren Punkt – auf den Sie bei unserem Telefonat hinwiesen – wollen
wir noch kurz eingehen. Sinngemäß äußersten Sie, dass es wohl einen
Unterschied gäbe, wie eine Genossenschaft (oder ein Coop) ihr
Selbstverständnis sähe, besonders aus Sicht der Initiatoren oder
Entscheidungsträger. Sie sprachen zwei Wege an, die zu völlig
unterschiedlichen Ergebnissen führen würden bzw. könnten, womit Sie
sicherlich Recht haben:
Weg a.
„Wir machen das FÜR euch“
Weg b.
„Wir machen das MIT euch“
Hierbei
handelt es sich um zwei völlig
unterschiedliche Konzepte.
Weg a.
Dieser führt
vielleicht zu einer Genossenschaft, an der Menschen beteiligt sind. Durchaus
ein nicht unwichtiger „Einstieg in den
(kooperativen) Umstieg“, aber mehr nicht, weil die „WIR-VORTEILE“ nicht gesehen und wahrscheinlich auch dann nicht
genutzt werden.
Weg b.
Dieser
Weg stellt die beabsichtigten
„WirKraft-Vorteile“ in den Vordergrund.
Problem
ist, dass hierfür eine verbindliche ZIEL-KLARHEITS-SYNCHRONISATION
erforderlich ist.
Vereinfacht
gesagt, befinden wir uns dann in einer Situation, die man oft bei (Partnerschafts-)
Beziehungen vorfindet. Eine Partnerschaft kann nur wirklich funktionieren,
wenn bei keinem der Partner ein „ungestilltes
Bedürfnis“ nach etwas besteht. „Wenn wir zusammen kommen, dann ….“
Wer aus
dieser Position eine Beziehung anstrebt, wird sich auch auf ein baldiges
Scheitern einstellen dürfen. Denn nach
den „Flitterwochen“ wird keiner der Partner mehr bereit sein, „Kompromisse“ einzugehen ….
Dann
beginnt die Erosion der Partnerschaft und die Aussagen mehren sich, wie
„früher warst du netter“, usw…..
Auf eine
(kooperative) Firmengründung
angewandt, konnte das etwa so heißen: „Ich mache mit, weil ich ein Einkommen
brauche“. …
Später
sagt man dann, das Einkommen sei zu wenig, etc. …und der Stress beginnt.
Anders
ausgedrückt:
Achte konsequent
auf Zielklarheit und Zielkongruenz
und schaffe (vorab) auch Voraussetzungen, dass eine „Kooperation“ auch wieder
(problemlos) beendet werden kann ( ohne Schaden für den COOP und natürlich
auch die betroffenen Menschen).
Wirklich
miteinander effektiv zu kooperieren,
muss trainiert werden. Dabei hilft
es auch nicht, wenn man „befreundet“ ist, oder sich bereits länger kennt, wie
z.B. in unserem obigen Beispiel mit der „Unternehmensnachfolge. …
Aus
unserer Sicht ist „Coop“ sowohl
Chance, wie auch Wagnis, zumal in einer Zeit, in der noch sehr dominant
die Gesetzmäßigkeiten der „Konkurrenz“
in Wirksamkeit sind. …
Wenn Sie
mögen, übersenden Sie uns doch einfach mal Ihre
„5 Wichtigsten Gründe“, weshalb
für Sie nur eine Unternehmensgründung in „Coop-Form“ in Frage käme.
Und wenn
es Ihnen gelänge, auch diese Frage von potenziellen Mitmachern Ihres
Konzeptes zu haben, wären wir auch daran interessiert (natürlich
anonymisiert!) …
Und:
Schauen
Sie doch zwischendurch auch mal auf zwei Blogs von „QuantenInstitut“, die
Blogs „Coop-Impulse-Tests“ und „Vital-Impulse-Testing“. Dann können
Sie sehen, dass es durchaus gute Methoden gibt, wie Sie (und jede/r) recht
schnell ermitteln kann, ob die „Team-Auswahl“
funktioniert oder eben nicht. …
Man muss
wirklich nicht warten, bis ein COOP auf die „Bahn der Erosion“ gerät. Man
kann solche Entwicklungen schon viel früher ermitteln, ob man – vor und
während des Startups – wirklich zusammen
passt. …
Ihre
Kritik ist insgesamt richtig und wichtig, auch wenn sie vielleicht recht
„harsch“ und etwas undifferenziert war.
Ein
interessiertes, kritisches „Publikum“ ist sinnvoller, als eines, das – mehr
oder weniger interessenlos – Tag für Tag zur „Arbeit“ geht und still vor sich
„hinleidet“. …
Auch wir haben noch eine Bitte:
Wie wäre
es, wenn Sie an Ihrer Universität dafür „werben“ würden, einen Studiengang „Kooperationswissenschaft“
oder „Kooperations-wirtschaft“ einzurichten. …
Dazu
stellen wir Ihnen gern „Argumentationsmaterial“ zur Verfügung oder beteiligen
uns aktiv an erforderlichen Aktionen oder Hearings. ,,,
Auch die
Einrichtung einer „Studenten-Genossenschaft“
(mit welchen Inhalten auch immer) wäre ein wirklich gutes „Trainingsfeld“ für
Studenten, um „Praxiserfahrung“ zu simulieren. …
Lassen
Sie uns abschließend eine Art kleinen „Pakt“
schließen:
Sie
billigen fortan den Genossenschaften den
Status der „Sekundar-Schulreife“ zu und wir verzichten darauf, Ihnen zu
erklären, dass Sie nur aus dem „Elfenbein-Turm“
heraus argumentieren …
Wir
freuen uns auf eine kritisch konstruktive Zusammenarbeit und geben Ihnen gern
Kontakt zu solchen Menschen, die zumindest das „Coop-Abi“ bereits erreicht haben …
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